Eine Frau hält ein blaugrünes Band in ihren Händen (Symbol für den Tumor)
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Eierstockkrebs – Ovarialkarzinom

Eierstockkrebs ist ein bösartiger Tumor der Eierstöcke. Die Erkrankung trifft vor allem Frauen nach der Menopause und wird oft erst spät entdeckt. Die Therapie hängt davon ab, wie weit das Ovarialkarzinom fortgeschritten ist und besteht in der Regel aus einer aufwändigen Operation. Die Prognose für Patientinnen hängt wesentlich von der Ausbreitung und Aggressivität des Tumors ab.

Factbox – Eierstockkrebs

Synonym: Eierstockkrebs, Ovarialkarzinom

Formen: epithelialer Eierstockkrebs, Keimzelltumoren, Keimstrangstromatumoren, Borderline-Tumor,…

Diagnostik: Spiegel- und Tastuntersuchung, vaginaler Ultraschall, CT, MRT, PET. Achtung: endgültige Diagnose erst im Rahmen einer Operation (Staging Operation)

Therapie: ausgedehnte Staging Operation mit Entfernung von Eierstöcken und Eileiter, oftmals auch Gebärmutter, großem Bauchnetz und Teilen des Bauchfells, manchmal auch Teilen des Darms; platinhaltige Chemotherapie

Rückfälle: betreffen die Mehrheit der Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs

Therapie des Rückfalls: ggf. zweite Operation und Chemotherapie

Was ist Eierstockkrebs?

Die Eierstöcke spielen eine wichtige Rolle im weiblichen Zyklus. Sie stellen einerseits Östrogene und Gestagene her und produzieren zum anderen befruchtungsfähige Eizellen. Bilden sich dort Tumoren, so spricht man von Eierstockkrebs oder Ovarialkarzinom. Die Erkrankung ist nach Brustkrebs die zweithäufigste bösartige Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane und verläuft häufig aggressiv. Eine große Gefahr bei diesem Krebs besteht darin, dass er in frühen Stadien nur sehr allgemeine und uncharakteristische Symptome verursacht und daher oft erst sehr spät entdeckt wird. Es gibt aber einige Faktoren, die bekanntermaßen das Risiko für die Entstehung von Eierstockkrebs erhöhen. Dazu zählen ein höheres Alter, Kinderlosigkeit und  Vorerkrankungen wie Brustkrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs oder Darmkrebs.

Zudem gibt es Gene bzw. bestimmte Genmutationen, die das Risiko der Trägerin erhöhen, an Brustkrebs oder Eierstockkrebs zu erkranken. Man spricht hier von einer erblichen Disposition. Umgekehrt gibt es auch Schutzfaktoren. Dazu gehören ein jüngeres Alter der Frau bei der ersten Schwangerschaft, mehrere Schwangerschaften und die Einnahme der Pille über mehrere Jahre.

Eine spezielle Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs gibt es nicht. Erste Hinweise auf die Erkrankung können die Tastuntersuchung und der vaginale Ultraschall im Rahmen der regulären Vorsorgeuntersuchung bringen. Die endgültige Diagnose kann aber erst im Rahmen einer Operation gestellt werden.

Es gibt verschiedene Arten von Eierstockkrebs, da sich im Eierstock verschiedene Gewebearten und Zelltypen befinden, aus denen sich ein Ovarialkarzinom entwickeln kann. Bei etwa 90 Prozent der betroffenen Frauen geht der Tumor aus der Deckschicht hervor, die den Eierstock umhüllt. Man spricht hier vom epithelialen Eierstockkrebs. Andere Arten entstehen zum Beispiel aus den Eizellen (Keimzelltumoren) oder dem Bindegewebe des Eierstocks (Keimstrangstromatumoren). Außerdem gibt es auch den so genannten Borderline-Tumor, der nicht eindeutig als gut- oder bösartig eingestuft werden kann.

Nach den Kriterien der Internationalen Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe (FIGO) werden je nach Sitz und Ausdehnung vier Tumorstadien unterschieden:

  • FIGO I: Der Tumor beschränkt sich auf die Eierstöcke.
  • FIGO II: Der Tumor erfasst weitere Organe des kleinen Beckens (z.B. Gebärmutter, Eileiter, Bauchfell im kleinen Becken).
  • FIGO III: Auch das Bauchfell außerhalb des kleinen Beckens oder Lymphknoten, Leber- oder Milzkapsel sind befallen.
  • FIGO IV: Auch andere Organe außerhalb der Bauchhöhle sind betroffen.

Was Prognose und Überlebenschancen von Patientinnen mit Eierstockkrebs betrifft, so hängt sie von mehreren Faktoren ab, wobei etwa die Ausbreitung und Aggressivität des Tumors eine Rolle spielen.

Anzeichen für Eierstockkrebs

Eierstockkrebs macht zu Beginn meist keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden. Zu letzteren zählen:

  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • unklare Bauchschmerzen oder Verdauungsbeschwerden
  • Zunahme des Bauchumfangs oder unklare Gewichtsabnahme
  • häufigeres Wasserlassen als üblich

Derartige Symptome können allerdings nicht nur auf ein Ovarialkarzinom hinweisen, sondern auch auf andere Erkrankungen. Wenn aber solche Beschwerden insbesondere bei Frauen über 50 wiederholt und anhaltend auftreten, sollten weitergehende Untersuchungen erfolgen.

Diagnose bei Eierstockkrebs

Bei Verdacht auf ein Ovarialkarzinom sollten eine Spiegel- und Tastuntersuchung und ein vaginaler Ultraschall durchgeführt werden. Um etwa die Ausdehnung des Tumors im Becken und Bauchraum beurteilen zu können, kann kann eine Computertomographie (CT), eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) erfolgen. Diese Untersuchungen können auch Aufschluss darüber geben, ob eventuell weitere bestehende Beschwerden auf einen anderen Tumor hindeuten. Die endgültige Diagnose Eierstockkrebs wird aber in der Regel erst durch eine Operation gestellt, bei der der Tumor entnommen wird und gegebenenfalls oft auch zugleich erste Behandlungsschritte erfolgen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Staging Operation.

Diagnostisch wird dabei die Ausbreitung des Tumors und das Ausmaß der Veränderung der Krebszellen untersucht. Dabei gibt das so genannte Grading an, wie sehr sich Krebszellen von normalem Gewebe unterscheiden. Je schlechter differenziert ein Tumor ist, desto mehr unterscheidet er sich vom Normalgewebe und desto bösartiger ist er. Zudem wird untersucht, ob sich bereits Metastasen gebildet und über die Lymphbahnen oder das Blut im Körper verteilt haben. Fortgeschrittener Eierstockkrebs bildet Fernmetastasen häufig in Lunge, Leber, Milz, Gehirn, Knochen und entfernten Lymphknoten.

Behandlung von Eierstockkrebs

Bei der Staging Operation wird zunächst der befallene Eierstock zur pathologischen Untersuchung entnommen. Diese Untersuchung erfolgt während der Operation, und nur wenn es sich tatsächlich um Eierstockkrebs handelt, wird weiter operiert. Ziel ist, den Tumor vollständig zu entfernen, wobei in der Regel beide Eierstöcke und Eileiter, Gebärmutter, großes Bauchnetz und Teile des Bauchfells entfernt werden. Je nach Ausdehnung des Tumors und Tumortyp müssen manchmal etwa auch Teile des Darms  oder der Blinddarm entfernt werden. Wenn aber nur ein Eierstock befallen, der Tumor sehr begrenzt und wenig aggressiv ist, und die Patientin einen dringenden Kinderwunsch hat, kann die Gebärmutter und der andere Eierstock belassen werden, um die Fruchtbarkeit zu erhalten. Die Operation bei Eierstockkrebs ist ein sehr ausgedehnter Eingriff und sollte nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden.

Im Anschluss an die Operation wird in der Regel auch eine platinhaltige Chemotherapie gegeben, um eventuell noch vorhandene Krebszellen durch Zytostatika abzutöten. Die Standardtherapie bei Eierstockkrebs besteht aus einer Kombinationschemotherapie mit zwei Medikamenten, die sechsmal in einem Abstand von drei Wochen gegeben werden. Im fortgeschrittenen Stadium kann auch zusätzlich eine Antikörper Therapie, die anschließend als alleinige Therapie über 15 Monate geführt wird, zum Einsatz kommen.

Wenn der Krebs nach dieser Erstbehandlung wieder im Becken, Bauchraum oder in benachbarten Lymphknoten auftritt, spricht man von einem Rezidiv oder Rückfall. Das kann auch nach kompletter Operation und Chemotherapie passieren und betrifft die Mehrheit der Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs. 80 Prozent der Rezidive treten innerhalb von fünf Jahren auf. Daher ist die onkologische Nachsorge beim Ovarialkarzinom besonders wichtig. Sie umfasst regelmäßige gynäkologische Untersuchungen, Ultraschalluntersuchungen und gegebenenfalls Röntgen, CT, MRT und eventuell die begleitende Bestimmung von Tumormarkern. Je nachdem wann und in welcher Form der Rückfall auftritt, kann wieder operiert und anschließend eine platinhaltige Kombinationschemotherapie durchgeführt werden. Was die Behandelbarkeit eines Rezidivs betrifft, so ist sie umso besser, je länger der Abstand zwischen dem Ende der ersten Therapie und dem Wiederauftreten des Tumors ist.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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