Frau mit Lymphödem an einem Bein
Foto:LisaSchulz/shutterstock.com

Erster Lymphknotentransfer bei einem Kind

Lymphödeme sind sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlungen im Zwischenzellraum. Sie entstehen, wenn das Lymphgefäßsystem die Lymphe nicht ausreichend abtransportieren kann. In der Folge entstehen stetig zunehmende Schwellungen. Die klassische Therapie, eine Kompressionsbehandlung bzw. Lymphdrainage, fördert zwar den Abfluss der Lymphe, kann aber die Ursache nicht beheben. Hier setzt die gezielte Transplantation von Lymphknoten an. Bei Kindern ist diese Operation bis jetzt nicht etabliert. Diese wurde nun jedoch – erstmals in der Schweiz – bei einem Kind vorgenommen.

Die Spezialisten waren sich einig, dass der Fall schwerwiegend genug ist, um die operative Behandlung zu wagen.Der Eingriff dauerte insgesamt fünfeinhalb Stunden, wobei im ersten Schritt ein Lymphknotenpaket laparoskopisch aus dem Bauchraum gelöst werden musste. Dieser Teil der Operation ist beim Kind erheblich komplexer als bei einer erwachsenen Person. Im Anschluss wurde das entnommene Lymphknotenpaket unter dem Mikroskop minimalinvasiv an die Gefäße in der Leiste des erkrankten Beins angeschlossen.

„Eine besondere Herausforderung war, dass das Kind einen inkompletten situs inversus hatte,“ so Nicole Lindenblatt, die leitende plastische Chirurgin. Das bedeutet, dass die Organe im Bauch seitenverkehrt angeordnet sind. Auch mikrochirurgisch war die Operation anspruchsvoll, weil alle Gefäße noch kleiner sind als bei Erwachsenen: Die Arterie misst z.B. nur gerade 1.5 bis 2 Millimeter. Bei der ersten Nachkontrolle nach knapp zwei Wochen, zeichneten sich aber bereits erste Effekte ab, berichten die Forscher. Das Bein war messbar schlanker und die Flüssigkeit im Bein nahm um 370ml ab, was darauf hindeutet, dass die neuen Lymphknoten wahrscheinlich schon Flüssigkeit aus dem Gewebe abtransportieren. Jetzt hofft man auf langfristige Effekte, die sich aber erst in einigen Monaten zeigen werden.

Referenz:
Universität Zürich
Medienmitteilung USZ Zürich: Erster Lymphknotentransfer bei einem Kind in der Schweiz, 25.3.2021

#lymphoedem #kind #lymphknotentransfer #lymphsystem #operation #laparoskopie #pädiatrie #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Frau mit Ovulationstest

Ovulationstest: Anwendung, richtiger Zeitpunkt und Auswertung

Ovulationstests können Paaren mit Kinderwunsch helfen, weil sie die fruchtbarsten Tage im Zyklus anzeigen. Sie funktionieren ähnlich wie Schwangerschaftstests, indem sie Hormone im Urin nachweisen, die kurz vor dem Eisprung ansteigen.

Frau in der Schwangerschaft mit Tablette in der Hand

Folsäure bei Kinderwunsch & Schwangerschaft

Folsäure ist ein B-Vitamin, dessen Bedeutung bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft wissenschaftlich gut belegt ist.

Hormonbehandlung: Frau mit Hormonspritze

Hormonbehandlung bei Kinderwunsch: Ablauf, Chancen & Risiken

Hormonelle Störungen gehören zu den häufigsten Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit, aber Hormonbehandlungen können Paaren mit Kinderwunsch neue Hoffnung schenken.

Mönchspfeffer Pflanze

Mönchspfeffer: Natürliche Hilfe bei Kinderwunsch und PMS

Mönchspfeffer wird seit der Antike als Heilpflanze bei unterschiedlichen Frauenleiden geschätzt. Ob Zyklusstörungen, PMS oder Beschwerden in den Wechseljahren – dank seiner natürlichen Wirkstoffe bietet Mönchspfeffer vielfältige Einsatzmöglichkeiten.