Kinderhand greift nach einem Puzzlestück
Foto: QINQIE99/shutterstock

Autismus: Genveränderung beeinflusst „Kuschelhormon“

Forschende am Biozentrum der Universität Basel haben einen neuen Zusammenhang zwischen einer Genveränderung und abweichendem Sozialverhalten bei Autismus entdeckt. Es gibt zahlreiche genetische Faktoren für die Entstehung von Autismus. Dazu zählen Hunderte verschiedene Gene. Die Mechanismen, wie diese Vielzahl genetischer Veränderungen mit den Symptomen von Autismus zusammenhängen, sind allerdings noch weitgehend unklar.

Ein Forschungsteam am Biozentrum der Universität Basel hat nun in Versuchen mit Mäusen eine unerwartete Verbindung zwischen dem Gen Neuroligin-3 und dem Oxytocin-Signalweg aufgedeckt. Das Hormon Oxytocin steuert bei Säugetieren das Sozialverhalten und wird auch als ’Kuschelhormon’ bezeichnet. Wie sich herausstellte, verändert der Verlust von Neuroligin-3 die Reaktion der Nervenzellen auf Oxytocin und reduzierte die Zahl der Interaktionen zwischen den Tieren.

Darüber hinaus konnte das Forschungsteam zeigen, dass sich die Veränderung im Oxytocin- System bei den Mäusen mit Neuroligin-3-Mutation durch die Behandlung mit einem pharmakologischen Hemmstoff der Proteinsynthese wieder beheben lässt. Das Sozialverhalten der Mäuse normalisierte sich daraufhin. Derselbe Hemmstoff wirkte sich auch in einem zweiten Mausmodell für Autismus positiv auf die Verhaltensweise aus.

Die Ergebnisse zeigen neue Wege wie sich bestimmte Aspekte des Sozialverhaltens bei Autismus möglicherweise – falls gewünscht – behandeln lassen könnten.

Referenz:
Universität Basel
Scheiffele P et al.: Rescue of oxytocin response and social behavior in a rodent model of autism, Nature 5.8.2020;
https://doi.org/10.1038/s41586-020-2563-7

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
schwangere Frau

Fruchtbarkeit steigern: Die besten Tipps um schwanger zu werden

Manchmal klappt es mit dem schwanger werden nicht so schnell, wie man es sich wünscht. In diesem Artikel erklären wir, was die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern beeinflusst, wie man fruchtbare Tage erkennt und welche Möglichkeiten es gibt, den Kinderwunsch zu unterstützen.

Frau legt vor Schmerzen Hände auf ihren Bauch - Endometriose

Endometriose - Symptome, Diagnose und Behandlung

Endometriose ist weit verbreitet und zählt neben Myomen zu den häufigsten gutartigen gynäkologischen Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter.

Frau hält eine Nachbildung einer Gebärmutter in den Händen

Gelbkörperschwäche: Ursachen, Symptome und Behandlung eines Progesteronmangels

Eine Gelbkörperschwäche entsteht, wenn die Eierstöcke zu wenig Progesteron produzieren. Am häufigsten tritt sie in den Wechseljahren auf, kann aber auch jüngere Frauen betreffen. Ein Progesteronmangel kann Zyklusstörungen verursachen und eine mögliche Schwangerschaft erschweren. Doch wie erkennt man eine Gelbkörperschwäche?

Progesteron

Progesteron: Wirkung, Mangel und Bedeutung für den Körper

Progesteron ist ein wichtiges Sexualhormon, das den Menstruationszyklus, die Schwangerschaft sowie Stoffwechselprozesse reguliert.