Hepatitis Kind Adenovirus
Foto: siam.pukkato/shutterstock

Adenovirus als Hepatitis-Ursache?

Hinter den seit Anfang April auftretenden Hepatitis-Fällen bei Kindern könnte das Adenovirus 41 stecken, wie US-Gesundheitsexperten vermuten. Bei neun derartigen Fällen in Alabama seien alle betroffenen Kinder positiv auf das Adenovirus 41 getestet worden, erklärte die US-Gesundheitsbehörde CDC. Die Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren litten unter Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und Gelbsucht. Drei von ihnen erlitten akutes Leberversagen, zwei benötigten eine Lebertransplantation. Covid und die Hepatitis-Viren A, B und C wurden in diesen Fällen als Auslöser ausgeschlossen. „Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass das Adenovirus die Ursache für die gemeldeten Fälle sein könnte, aber andere mögliche Umwelt- und Situationsfaktoren werden noch untersucht.“

Auch die EU-Gesundheitsbehörde ECDC geht von einem möglichen Zusammenhang mit Adenoviren aus. In England und Schottland wurden 75,5 bzw. 50 Prozent der betroffenen Kinder positiv auf diese Viren getestet. Zudem kam es im Vereinigten Königreich zu einem Anstieg an positiven Adenoviren-Tests im Vergleich zu den Vorjahren. Auf Basis der Untersuchungen in Europa gehen Wissenschafter davon aus, dass es einen Kofaktor geben könnte, der bei Kindern mit Adenovirus-Infektionen, die für gewöhnlich mild verlaufen würden, eine schwerere Infektion bzw. immunvermittelte Leberschäden auslöst.

Es gibt über 50 bekannte Adenoviren. Sie werden von Mensch zu Mensch übertragen und lösen normalerweise nur Erkältungen aus. Abhängig vom Virustyp können aber auch andere Erkrankungen auftreten. Das Adenovirus 41 kann bei Kindern Gastroenteritis verursachen, aber „es ist normalerweise nicht als Ursache für Hepatitis bei ansonsten gesunden Kindern bekannt“, erklärte das CDC.

Die ersten Fälle der ungeklärten Hepatitis-Fälle bei Kindern traten in Großbritannien auf, weitere gab es in anderen europäischen Ländern, Israel und Japan. In Österreich wurde zwei Fälle bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt bisher 170 Fälle in elf Ländern. Mindestens 17 Kinder brauchten eine Lebertransplantation, ein Kind ist an den Folgen der Infektion verstorben. Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die bei gesunden Kindern nur selten auftritt.

Referenz:
Baker JM et al. Acute Hepatitis and Adenovirus Infection Among Children — Alabama, October 2021–February 2022. MMWR Morb Mortal Wkly Rep. ePub: 29 April 2022. DOI: http://dx.doi.org/10.15585/mmwr.mm7118e1

https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/71/wr/mm7118e1.htm

 

#hepatitis #adenovirus #leberversagen #kinder #leber #lebertransplantation #cdc #medizin #medimpressions

  • Autor

    Mag. Simone Peter-Ivkic

    Medizinjournalistin

    Simone Peter-Ivkic ist seit 2011 als freie Medizinjournalistin tätig. Sie hat Anglistik und Publizistik an der Universität Wien studiert und fand anschließend ihre Leidenschaft für medizinische Themen.

Das könnte Sie auch interessieren
Einer jungen Frau wird ein Neurofeedback-Set angelegt

Wie funktioniert Neurofeedback?

Neurofeedback ist eine Form der Verhaltenstherapie, die gerne bei ADHS, Angst, Autismus , Burn-Out und Depression eingesetzt wird.

Allergischer Schock: Frau spritzt sich Notfallsmedikament in den Oberschenkel

Was ist ein allergischer Schock (anaphylaktischer Schock)?

Ein allergischer Schock (anaphylaktischer Schock) ist eine schwere allergische Reaktion, bei der der Körper plötzlich und sehr heftig auf ein Allergen reagiert, wodurch der gesamte Organismus betroffen sein kann. Die häufigsten Auslöser für einen anaphylaktischen Schock sind bestimmte Lebensmittel, Insektengifte und Medikamente.

Knie wird von Ärztin untersucht

Bakerzyste - Ursache, Symptome, Behandlung

Eine Bakerzyste ist eine mit Gelenkflüssigkeit gefüllte Ausstülpung der Gelenkkapsel des Kniegelenks.

Medikamente bei Allergie-Behandlung

Behandlungen bei Allergien

Allergien zählen zu den verbreitetsten chronischen Gesundheitsproblemen und ihre Häufigkeit nimmt kontinuierlich zu. Bei der Behandlung spielt die Allergenvermeidung eine zentrale Rolle, aber es gibt auch Medikamente gegen die Symptome sowie die Möglichkeiten der Hyposensibilisierung und komplementärmedizinische Ansätze.