Eine Katze zeigt ihre Zähne
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Was ist bei Bisswunden zu beachten?

Bissverletzungen, die von Tieren oder Menschen herrühren, sind meist keine Bagatellverletzungen und können zu einer ausgedehnten Gewebszerstörung mit dem Verlust funktioneller Strukturen führen. Problematisch sind vor allem Erreger im Speichel, die mit dem Biss in die Wunde gelangen. Bissverletzungen sollten daher auch immer dem Arzt vorgestellt werden. Wichtig ist gegebenenfalls auch eine antibiotische Behandlung sowie die Impfung gegen Tollwut bzw. Tetanus.

Factbox Bisswunden

Entstehung: durch mechanische Einwirkung von Tier- oder Menschenzähnen auf eine Körperpartie

Formen: schlitz- oder punktförmige Verletzungen, unter denen größere Wundräume verborgen sein können; Quetschwunden mit flächigen Substanzdefekten.
Hohes Infektionsrisiko!

Symptome: starke Schmerzen und mittlere bis starke Blutungen

Mögliche Komplikationen: Blutvergiftung, Abszesse, Nekrosen

Therapie: Wundreinigung und Desinfektion, Schmerztherapie, evtl. Sedierung, ggf. chirurgische Versorgung, Wundverband, ggf. Antibiotikatherapie und postexpositionelle Immunisierung

Erstselbsthilfe: Säuberung und Desinfektion der Wunde, Versorgung der Wunde mit Verband, Arztbesuch!

Warum Bisswunden gefährlich sind

Bissverletzungen sind ein häufiges Gesundheitsproblem. Meist rühren sie von Tieren wie Hund und Katze her, aber auch Bisse, die Menschen von Menschen zugefügt werden, sind keine Seltenheit. Die Wunde selbst entsteht durch mechanische Einwirkung von Tier- oder Menschenzähnen auf eine Körperpartie. Dabei werden die im Mund vorhandenen Bakterien auf das Bissopfer übertragen und können lokale oder sich weiter ausbreitende Infektionen verursachen. Bei Bissen durch Gifttiere wie Schlangen kann es zudem zu Vergiftungen kommen.

Der Umfang und die Art der Verletzung sind von der Form der Zähne und vom Kaudruck der Kiefer abhängig. Front- oder Eckzähne führen zu schlitz- oder punktförmigen Verletzungen, unter denen sich in der Tiefe größere Wundräume verbergen können. Mahlzähne mit großer Kaufläche führen eher zu Quetschwunden mit flächigen Substanzdefekten.

Das Gefährliche an einem Biss ist auch, dass ungewöhnliche Erreger aus dem Speichel des zubeißenden Tieres in die Wunde gelangen und es dann zu einer Infektion kommen kann. Das Infektionsrisiko nach einem Biss beträgt 65 bis 80 Prozent und ist abhängig von der Art und der Lokalisation der Wunde sowie vom individuellen Patientenprofil und dem des Verursachers. Besonders erhöht ist das Infektionsrisiko bei tiefen Wunden, verschmutzten Wunden, Wunden mit starker Gewebszerstörung, Ödem, schlechter Durchblutung sowie Wunden an Händen, Füßen, im Gesicht, an den Genitalien und im Bereich von Knochen, Gelenken und Sehnen.
Infektiöse Komplikationen wie Phlegmone (Blutvergiftungen), Abszesse und Nekrosen kommen häufig vor, und eine adäquate chirurgische Versorgung von Bisswunden ist von entscheidender Bedeutung.

Symptome bei einer Bisswunde

Typische Beschwerden bei einer Bisswunde sind starke Schmerzen und mittlere bis starke Blutungen. Dabei ist auch entscheidend, wie groß die verletzten Gefäße sind und wie gut durchblutet das angegriffene Areal ist. Eine Bisswunde in der Wade blutet zum Beispiel weniger stark als eine Bisswunde im Bereich der Hand.

Hundebisswunden

Da Hunde einen sehr kräftigen Kieferschluss haben, führen Hundebissverletzungen meistens zu einer lokalen Gewebszerstörung sowie aufgrund der Reißzähne des Tieres zu oberflächlichen bis tiefen Bisskanälen. Es kommt zu Zerreißungen, Quetschungen und der tiefen Einbringung von infektiösem Material. Das Ausmaß der Verletzungen reicht von kleinen Gewebszerreißungen bis hin zu großen Defekten.
In der Versorgung dieser Wunden geht es um Schmerztherapie und eventuell Sedierung. Ein sicherer Wundverband muss angelegt und eine Unfallanamnese erstellt werden. Der Tollwut-Impfstatus des Hundes muss eventuell mit polizeilicher Unterstützung geklärt werden. Bei negativem oder unklarem Impfstatus braucht es eine Immunisierung des Patienten. Diese ist aufwendig und meist belastend für den Betroffenen.

Katzenbisswunden

Bissverletzungen durch eine Katze finden sich in der Regel an der Hand. Da Katzen lange Eckzähne haben, kann es zu einem tiefen Eindringen von infektiösem Material kommen, auch dann, wenn die Haut nur punktuell verletzt ist. Ein Katzenbiss ist hochriskant, da auch die tiefen Handkompartimente und der Knochen betroffen sein können. In der Versorgung von Katzenbisswunden geht es um Schmerztherapie, Wundinspektion, Bisskanalsondierung und Spülung, Wundreinigung, Desinfektion und obligatorisch um eine Antibiotikatherapie.

Wildtierbisswunden

Wildtierbisse, etwa von Nagern oder Füchsen müssen immer in Hinsicht auf eine Tollwutinfektion betrachtet werden. Die Versorgung dieser Wunden erfolgt wie bei Hunde- und Katzenbissen. Eine Infektionsgefahr ist immer gegeben. Eine postexpositionelle Tollwut-Impfung ist erforderlich, eine Antibiotikatherapie wird  empfohlen.

Schlangenbisswunden

Typisch für Schlangenbisswunden ist eine „Doppelpunkt“-Bissmarke. In der Versorgung von Schlangenbisswunden geht es zunächst um die intensivmedizinische Überwachung des Patienten, die Eruierung der Schlangenart und ggf. um eine Therapie mit einem Immunserum, das speziell zur Behandlung von Vergiftungen durch Schlangengifte eingesetzt wird. Danach müssen Wundreinigung und Desinfektion durchgeführt werden. Oft wird das Ausmaß der durch das Gift hervorgerufenen Gewebszerstörung erst nach Tagen sichtbar, aufwändige Rekonstruktionen wie Hauttransplantationen können notwendig werden.

Menschenbisswunden

Aufgrund der speziellen Mundflora des Menschen mit anaeroben Bakterien und Pilzen ist die Infektionsgefahr bei Menschenbissen hoch. Nach gründlicher Desinfektion muss eine offene Wundbehandlung durchgeführt werden. Die Versorgung erfolgt wie bei anderen Bisswunden.

Nachsorge

Auch kleinste Bisswunden gehören zum Arzt, und auch die Nachsorge ist besonders wichtig, um Komplikationen wie Infektionen oder im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung zu vermeiden.

Erstselbsthilfe bei Bisswunden

  • Intensive Säuberung und Desinfektion der Wunde (spezielle Spüllösungen können eine weitere Infektion der Wunde eventuell verhindern.)
  • Versorgung der Wunde mit einem Pflaster oder Verband, bei größeren Wunden mit sterilen Kompressen oder Feuchtpflastern aus der Apotheke
  • Arztbesuch mit Überprüfung und ggf. Auffrischung des Impfschutzes

Rechtliches

Bei einem Hundebiss ist der Arzt bzw. das Krankenhaus verpflichtet, den Biss bei der Polizei zu melden. Es muss geklärt werden, ob das Tier gegen Tollwut geimpft ist. Ist der Hund wutkrank bzw. wutverdächtig, so muss eine Anzeige an die örtlich zuständige Bezirksverwaltungsbehörde (Gesundheitsamt) erfolgen. Hunde, die die Verletzung verursacht haben, müssen nicht eingeschläfert werden, sofern sie nachweislich gegen Tollwut geimpft sind. Sie müssen zehn Tage lang sicher verwahrt und innerhalb dieser Zeit zweimal vom Tierarzt auf Tollwut untersucht werden. Der Tierarzt muss die Untersuchungsergebnisse der Polizei und den Gesundheitsbehörden übermitteln.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Böhm R.: Bisswunden bei Kindern und Jugendlichen
https://www.springermedizin.de/emedpedia/kinderchirurgie/bisswunden-bei-kindern-und-jugendlichen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-53390-1_20 Abruf Juni 2021

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https://www.oesterreich.gv.at/themen/freizeit_und_strassenverkehr/haustiere/1/Seite.742070.html, Abruf Juni 2021

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