Nierenerkrankungen

Nierenerkrankungen - Prof. Dr. Gürkan Sengölge - Internist Gablitz 3003
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01. Nierenerkrankungen

Einleitend ein kleiner Exkurs über die Niere und ihre Funktion: Die Nieren sind zwei kleine Organe in unserem Körper und haben doch so viele Funktionen. Sie sind zwar jedem als Entgiftungsorgane bekannt, was aber nur ein Bruchteil dessen ist, was sie sonst noch leisten. Die Nieren regulieren den Blutdruck, den Säure-Basen Haushalt, den Wasserhaushalt, das Gleichgewicht der Salze in unserem Körper und die Produktion von roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Des Weiteren sorgen sie dafür, dass wichtige Eiweißmoleküle nicht ausgeschieden werden und verloren gehen. Sogar die Erhaltung der Knochensubstanz ist eine direkte Funktion dieses Organsystems.

Nun können Sie sich gut vorstellen, was für ein komplexes Krankheitsbild zustande kommt, wenn die Nieren versagen: Unwohlsein durch Akkumulation (Anhäufung) von Giftstoffen, Wassereinlagerungen, Blutarmut, entgleister Blutdruck, saures Blut oder poröse Knochen. Die Salzkonzentrationen im Blut werden gestört, was mit ernsten Folgen verbunden ist. So kann dies zu Herzrhythmusstörungen oder neurologischen Problemen führen. Es kommt auch zu hormonellen Störungen, wie zum Beispiel der überschüssigen Produktion des Parathormons (Nebenschilddrüsenhormon).

Dazu kommt, dass die Nieren sehr exponierte Organe für Erkrankungen sind. Stellen Sie sich vor: In jeder Minute werden etwa 1,2 Liter Blut durch diese Organe gepumpt. Die Niere sieht sich ständig mit Keimen und toxischen Substanzen in hoher Konzentration konfrontiert. Kein Wunder also, dass die Nieren einiges zu tun haben. Alleine durch die Filtrierung dieses nicht leicht vorstellbaren Blutvolumens kommen täglich rund 180 Liter Harn zustande. Doch unsere gesunden Nieren schaffen es, diese Flüssigkeitsmenge auf die normale Harnmenge, so wie wir sie kennen, zu reduzieren. Die destruktiven Langzeitschäden der Zivilisationserkrankungen, allen voran Diabetes mellitus und Bluthochdruck, beginnen genau hier. Aber auch seltenere und vernichtende Erkrankungen zielen auf die Nieren ab: Vaskulitis, Systemerkrankungen und viele rheumatologische Erkrankungen.

Das Tückische daran ist, dass die Nieren bei all der Komplexität dieser Probleme anfänglich sehr wenig bis gar keine deutlichen Alarmzeichen geben: Die Patienten empfinden keine Schmerzen und sogar viele Routinelaborwerte, die zum Beispiel vorbeugend bei allgemeinen Vorsorge- und Gesundenuntersuchungen gemacht werden, bleiben für nicht geschulte Augen über eine lange Zeit normal.

Was passiert aber, wenn die Schäden der Nieren ein Ausmaß erreicht haben, das eine Rückkehr ins Normale nicht mehr möglich macht? Schlimmstenfalls muss dann mit einer Nierenersatztherapie in Form einer Hämodialyse, einer Bauchfelldialyse begonnen oder eine Nierentransplantation durchgeführt werden. Diese Therapien müssen sehr individuell und eingehend besprochen werden. Nämlich vor, aber auch nach Beginn der jeweiligen Therapie, da diese Maßnahmen beträchtliche Nebenwirkungen haben können. Denn gerade Nierenersatztherapien sind mit vielen Fragen, Problemen, möglichen Komplikationen und Unsicherheiten seitens der Patienten behaftet.

Als Facharzt für Nephrologie und somit Spezialist für Nierenerkrankungen stehe ich Ihnen für all Ihre Fragen immer gerne zur Verfügung.

02. Nierenultraschall

Beim Nierenultraschall (Nierensonographie) handelt es sich um ein wichtiges diagnostisches und nicht invasives Verfahren, das in der Lage ist, die Größe sowie die präzise anatomische Lokalisation und Morphologie der Nieren zu bestimmen.

Des Weiteren kann mit der Nierensonographie gewisse Arten von ohne großen Aufwand schnell festgestellt werden. Mit Hilfe dieses Verfahrens sind auch die meisten Nierensteine lokalisierbar. Krankhafte Veränderungen im Nierengewebe können ebenfalls mit einer Nierensonographie nachgewiesen werden. Auch vor und nach Nierentransplantationen ist der Einsatz des Nierenultraschalls von großer Bedeutung. So können Durchblutung und Morphologie der transplantierten Niere genau geprüft werden. Genauso können diverse Komplikationen nach der Transplantation festgestellt werden.

Die Nierensonographie ist mit keinen vorbereitenden Maßnahmen seitens des Patienten verbunden.

03. Nierenbiopsie


Bei einer Nierenbiopsie wird ein etwa 1 cm langer und 2 mm breiter Gewebszylinder aus der Niere zum Zweck einer anschließenden histologischen Untersuchung entnommen. Mit einer Nierenbiopsie können Diagnose und/oder Prognose bei bekannten oder suspizierten Nierenerkrankungen bestätigt bzw. geklärt werden. Sie wird meist dann durchgeführt, wenn ein nephrotisches Syndrom, also eine Kombination aus mehreren Symptomen, die auf eine Erkrankung der Nieren hinweist, vorliegt. So hilft eine Nierenbiopsie zum Beispiel bei der genauen Erkennung und Einordung von Erkrankungen wie der Proteinurie, Hämaturie oder des systemischen Lupus erythematodes.

Der Eingriff wird unter Lokalanästhesie durchgeführt und erfordert eine anschließende stationäre Überwachung für eine Nacht. Diverse gerinnungshemmende Medikamente müssen ca. eine Woche vor Eingriff abgesetzt werden.

04. Behandlung nach Nierentransplantationen


Eine Nierentransplantation ist nephrologisch weder in der Planung noch nach der Durchführung eine triviale Leistung.
Alleine die Liste an Fragen, wie zum Beispiel

  • „Wann bzw. ab welcher Nierenfunktionseinschränkung ist der richtige Zeitpunkt, sich mit dem Thema Nierentransplantation zu konfrontieren?
  • Ist eine Lebendspende möglich und wenn ja, wer würde dafür in Frage kommen?
  • Welche Untersuchungen müssen vorher durchgeführt werden und was sind die Voraussetzungen dafür, dass Patienten bzw. Spender für eine Transplantation freigegeben werden können?“

zeigt, welche umfassende Aufklärungsarbeit die behandelnden Ärzte bereits vor einer Nierentransplantation leisten müssen.

Mit weiteren Fragen sieht sich der Nephrologe nach einer erfolgten Nierentransplantation, die in einem Transplantationszentrum durchgeführt wird, konfrontiert: Wie sollen sogenannte Immunsuppressiva, also die Medikamente, die eine Abstoßung vermeiden, dosiert und kombiniert werden? Welches Medikament ist für den jeweiligen Patienten das Richtige? Welche Kombination mit anderen Medikamenten ist zulässig und welche sogar gefährlich? Wie oft sollen Untersuchungen nach einer Transplantation durchgeführt werden? Wann ist eine Nierenbiopsie notwendig?

Die Entscheidung, welche Mittel wann, in welcher Dosierung und wie lange eingesetzt werden können und welche Alternativen es zu ihnen gibt, stellt für mich als Nephrologe eine richtige Herausforderung dar. Denn gerade eine immunsuppressive Behandlung, durch die immunologische Prozesse im Körper unterdrückt werden sollen, ist mit vielen Nebenwirkungen verbunden, sodass ein richtiger Umgang damit unbedingt notwendig ist. Die Immunsuppression kann zu erhöhtem Blutdruck, einer neu aufgetretenen Zuckererkrankung (post-transplant Diabetes mellitus) sowie zu bösartigen Erkrankungen, insbesondere der Haut, führen.

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