Neurologische Erkrankungen im höheren Lebensalter

Neurologische Erkrankungen im höheren Lebensalter - Prim. Dr. Andreas Winkler, MSc - Neurologe Korneuburg 2100
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Gedächtnisstörungen und Demenzerkrankungen (z.B. Alzheimerkrankheit)

 

Im Alter auftretende Gedächtnisstörungen werden nur allzu oft bagatellisiert und als natürliche Folge der fortgeschrittenen Lebensjahre verharmlost.

 

Demenzerkrankungen zählen demgegenüber nicht nur zu den häufigsten und folgenschwersten Beeinträchtigungen im höheren Lebensalter, sie sind leider auch nach wie vor ein Tabuthema. Dabei wäre gerade bei dieser Erkrankung eine frühzeitige Diagnose entscheidend, um in den Verlauf und die individuelle Lebensplanung nachhaltig eingreifen zu können. Bis Angehörige und Betroffene handeln, vergeht oft wertvolle Zeit.

 

Es muss nicht immer eine „primäre“ Demenzerkrankung wie z.B. die Alzheimerkrankheit sein, auf welcher das Symptom Vergesslichkeit basiert. Zahlreiche andere, teilweise auch behandel- und sogar heilbare Körperfunktionsstörungen können der schwindenden Hirnleistung zugrunde liegen. Hier ist eine frühzeitige und gründliche fachärztliche Abklärung jedenfalls angezeigt! Neben der klinischen und neuropsychologischen Untersuchung stehen hierbei auch modernste Methoden der Bildgebung (MRT, PET, SPECT, Liquor etc.) zur Sicherung der Diagnose zur Verfügung.

 

Vor allem die Alzheimerkrankheit, die häufigste Form einer Demenzerkrankung, zählt zu den nach wie vor ungelösten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Der Prävention gilt hier ein besonderes Augenmerk. Dazu gehört v.a. ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung. Zudem sollte man sich geistig fit halten und neugierig bleiben. Die engmaschige Kontrolle wesentlicher Risikofaktoren (Blutdruck, Blutzucker, Nikotin- und Alkoholmissbrauch, Übergewicht, Blutfette, Bewegungsmangel etc.) ist ebenso angezeigt, wie die Behandlung begleitender Erkrankungen, welche ebenfalls einen negativen Einfluss auf das Fortschreiten von Alzheimer haben können. Ist es dennoch soweit, dass sich erste Symptome der Krankheit zeigen, werden zur Therapie spezielle Medikamente eingesetzt, die Alzheimer derzeit zwar nicht heilen oder stoppen, aber zumindest die Symptome spürbar lindern können.

 

Durch meine langjährige Tätigkeit als Vizepräsident von Alzheimer Austria sind mir neben den medizinischen auch die psychosozialen, rechtlichen und ökonomischen Herausforderungen dieser Erkrankung bestens bekannt. Fragestellungen zum Ausmaß der Pflegebedürftigkeit, Pflegegeldeinstufung, Hilfsmittelversorgung, Vorsorgevollmacht oder Erwachsenenvertretung umfassen ebenso meinen Handlungsbereich wie gutachterliche Einschätzungen der Testier- oder Geschäftsfähigkeit.

 

Als Ärztlicher Leiter des Instituts Neuromed (www.institut-neuromed.at), an dem in Kooperation mit anderen Forschungszentren nationale und internationale Studien u.a. zur Therapie der Alzheimerkrankheit durchgeführt werden, bietet sich für meine Patienten zudem die Möglichkeit, selbst als Studienproband an der Entwicklung einer künftigen, wirksamen Therapie gegen das krankhafte Vergessen teilzunehmen.

 

Durchblutungsstörungen des Gehirns, Schlaganfälle

 

Eine Durchblutungsstörung im Gehirn kann schwere gesundheitliche Folgen haben und u.a. zu einem Schlaganfall oder gefäßbedingten Hirnleistungsstörungen führen. In den meisten Fällen liegt der Störung eine Arteriosklerose, eine Arterienverkalkung, zugrunde. Darüber hinaus können auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen (v.a. Vorhofflimmern) eine folgenreiche Durchblutungsstörung im Gehirn verursachen.

 

Zu den typischen Anzeichen eines akut gestörten Blutflusses im Gehirn zählen starke Kopfschmerzen, Sprach- oder Sprechstörungen, Schwindel, Seh- und Gedächtnisstörungen, Konzentrations- und Koordinationsschwierigkeiten sowie Gefühls-, Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen.

 

Nach der Akuttherapie an einer Stroke-Unit (spezialisierte Abteilung) begleite ich die Patienten mit den vorrangigen Zielen, bestehende Behinderungen zu minimieren, einen neuerlichen Schlaganfall zu verhindern und die Teilhabe an einem selbstgewählten, autonomen Leben zu ermöglichen. Als besonderes Therapieangebot biete ich meinen Schlaganfall-Patienten die Behandlung mittels der sogenannten „TRIPLE-Therapie“ an. Bei dieser speziellen Therapieform kommt neben einer intensiven Heilgymnastik/Ergotherapie in Kombination mit der Verabreichung eines Medikaments zur Wiederherstellung der geschädigten Gehirnfunktion (Neuropeptid-Präparat) eine nicht invasive Hirnstimulationstherapie (NIBS) zur Anwendung. Diese innovative TRIPLE-Therapie wird derzeit noch in größeren Studien untersucht, aktuelle Ergebnisse aus kleineren Studien konnten jedoch bereits zeigen, dass mit dieser Dreifachtherapie die Chancen auf einen Rückgewinn verlorener Funktionen begünstigt werden.

 

Derzeit werden am Institut Neuromed im Rahmen der IMPULSE -2-Studie Patienten nach einem Schlaganfall und mittelschwerer Bewegungseinschränkung des Arms/der Hand mit dieser neuen, hoffnungsreichen und zugleich nebenwirkungsarmen Therapie behandelt.

 

Für von Schlaganfall Betroffene, Angehörige oder einfach nur Interessierte haben wir die sehr verständliche und informative Webseite www.leben-mit-schlaganfall.at als Orientierungshilfe zu diesem Thema gestaltet. Hier finden Sie umfangreiche Tipps und Informationen zu häufig gestellten Fragen rund um das Thema Schlaganfall. Lehrvideos und konkrete Praxisanleitungen für pflegende Angehörige stellen eine besonders wertvolle Hilfe im Umgang mit den vielfachen Problemstellungen im Management dieser Erkrankung dar. So finden Sie auf der Seite rasch Antworten auf häufig gestellte Fragen, wie z.B.: Was bedeutet die Diagnose Schlaganfall? Wo kann ich mir Hilfe nach einem Schlaganfall holen? Wer kann mir bei möglichen Defiziten weiterhelfen? Welches sind die wichtigsten Anlaufstellen? Wie bekomme ich finanzielle oder soziale Unterstützung?

 

Schädel-Hirn-Traumen

 

Kopfverletzungen, bei denen auch das Gehirn in seiner Funktion gestört ist, werden als Schädel-Hirn-Trauma bezeichnet. Je nach Schweregrad und Art der Verletzung ergeben sich unterschiedliche Symptome, welche von einer leichten Benommenheit bis hin zu schwerster, bleibender Behinderung führen können.

 

Zu den häufigen, in unterschiedlichem Ausmaß auftretenden Symptome zählen der Erinnerungsverlust, Übelkeit, Erbrechen, Lähmungen und psychologische Störungen wie z.B. Orientierungs- und Konzentrationsstörungen, epileptische Anfälle, Spastik, Schmerzen oder Einschränkungen des Schluckens und Sprechens, Inkontinenz etc.

 

Demgegenüber findet sich eine Vielzahl angepasster Behandlungsmaßnahmen (konservativ oder operativ). 

 

Eine tragende Säule der Therapie kommt der (lebenslangen) neurologischen Rehabilitation zu. Aufgrund der zahlreichen Folgeerscheinungen einer Gehirnschädigung sind eine hohe Expertise und ein individuell angepasster Therapieplan gefragt, um ein Höchstmaß an Lebensqualität wiedergewinnen und einen adäquaten Platz im sozialen Leben einnehmen zu können.

 

Parkinson-Krankheit/Bewegungsstörungen/Zittern

 

Bewegungsstörungen stellen eines der Hauptbetätigungsfelder für Neurologen dar - ob Zittern, Zucken, Muskelkrämpfe, häufige Stürze, Koordinationsstörungen, überschießende oder verlangsamte Beweglichkeit - eine frühzeitige fachärztliche Abklärung sollte jedenfalls erfolgen.

 

Bei der Parkinson-Krankheit z.B. sterben Nervenzellen in bestimmten Bereichen des Zentralnervensystems nach und nach ab. Betroffene zeigen eine Symptomatik mit Verlangsamung in der Bewegung, Muskelsteifigkeit und Zittern (Tremor). Im weiteren Krankheitsverlauf können auch Gang- und Haltungsstörungen in den Vordergrund treten.

 

Es stehen heute eine Vielzahl an wirksamen Therapiemodalität zur Behandlung der Symptome zur Verfügung, die über viele Jahre eine nahezu völlig normale Lebensführung ermöglichen. Neben der medikamentösen Versorgung zeigen konsequente rehabilitative Maßnahme hervorragende Therapieerfolge. In späteren Erkrankungsphasen bieten moderne Pumpen- und Stimulationstherapien eine weitere Behandlungsoption.

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