Endodontie : Wurzelbehandlungen

Endodontie : Wurzelbehandlungen - Univ. Med. Dr. Wolfgang Hassler - Zahnarzt Wien 1010
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Wurzelkanalbehandlung

Unter einer Wurzelkanalbehandlung versteht man eine Therapie mit dem Ziel einen Zahn zu erhalten, dessen Pulpa = Zahnnerv vital, aber irreversibel entzündet oder devital (abgestorben) ist. Eine Entzündung der Pulpa ist deshalb meist irreversibel, da dem Zahn ein Lymphabfluss-System fehlt. Bei der Wurzelbehandlung wird das vitale oder devitale Pulpengewebe aus dem Wurzelkanal entfernt, der Wurzelkanal erweitert und dabei das den Wurzelkanal umgebende infizierte Wurzeldentin durch Herausfeilen entfernt. Abschließend wird der Wurzelkanal gefüllt.

Die Ursachen für die Entzündung der Zahnnerven sind vielfältig. Meist besteht zunächst ein kariöser Defekt, der als Eintrittspforte für Bakterien in den Wurzelkanal dient und eine gewisse Zeit schmerzfrei verläuft. Auch eine Zahnfraktur kann zu einer Pulpitis führen. Eine akute Pulpitis kann äußerst schmerzhaft sein .

Im chronischen Verlauf einer Infektion stirbt die Pulpa ab und die Keime breiten sich im System der Wurzelkanäle aus. Der Körper reagiert mit einer Entzündung des Zahnhalteapparates ( chronisch apikale Parodontitis = CAP )i m Sinne einer Abwehrreaktion. Eine Parodontitis apicalis kann in einer akuten oder einer chronischen Form vorliegen. Die akute Form ist oft mit Schmerzen verbunden, sie kann unter Umständen röntgenologisch nur schwer nachgewiesen werden, während eine chronische Parodontitis apicalis bei einer Auflösung der Knochenstruktur im Bereich der Wurzelspitze im Röntgenbild als sogenannte Aufhellung sichtbar sein kann. Im Röntgenbild erscheint die Aufhellung dunkel, da das Röntgenbild ein Negativ darstellt.

Eine Wurzelkanalbehandlung wird im Regelfall bei zwei Indikationen durchgeführt:

Ist der Zahn vital und die Pulpa irreversibel geschädigt, wird eine Vitalexstirpation durchgeführt:

Nach einer Lokalanästhesie wird die Pulpa mit einer Extirpationsnadel entfernt und das System der Wurzelkanäle mechanisch durch eine sogenannte Aufbereitung gereinigt. Dabei wird mit Feilen mit aufsteigendem Durchmesser die Kanalwand ausgefeilt. Nach weiteren Reinigungsprozessen mittels Natriumhypochlorit wird der Zahn mittels einer Wurzelkanalfüllung wieder verschlossen.

Ist der Zahn bereits devital, ist das Ziel der Behandlung die Entfernung der gangränösen ( abgestorbenen ) Pulpa und der Keime aus dem Zahninneren. Nach der Eröffnung des Zahnes wird auch hier − wie bei der Vitalexstirpation − das System der Wurzelkanäle ausgefeilt und gereinigt.

In manchen Fällen muss ein vitaler, gesunder Zahn mittels einer Wurzelkanalbehandlung devitalisiert werden. Dies kann in folgenden Fällen erforderlich sein, wenn der Zahn sonst nicht prothetisch versorgt werden könnte:

  • Der Zahn hat eine ungünstige, meist gekippte Stellung und soll als Pfeiler für eine prothetische Versorgung dienen, beispielsweise eine Teilprothese auf Teleskopkronen, jedoch muss er auf Grund des Kippungsgrades so weit zugeschliffen werden, dass sich eine Eröffnung der Pulpa nicht vermeiden lässt.
  • Der vitale Zahn ist auf Zahnfleischniveau frakturiert, die Pulpa ist nicht eröffnet und der Zahn muss durch einen Stiftaufbau wiederaufgebaut werden. Hierzu muss ein Befestigungsstift in den Wurzelkanal eingebracht werden.

Ziele und Prinzipien der Wurzelkanalaufbereitung

  • Vollständige Entfernung des Pulpagewebes, von Keimen und nekrotischem Material aus allen Kanälen
  • Erhaltung der Integrität des periapikalen Gewebes oder Schaffen der Voraussetzung zur Ausheilung bereits existierender periapikaler Schäden.
  • Aufbereitung exakt bis zum endodontischem Apex ( der Wurzelspitze )
  • Allseits gleichmäßige Bearbeitung der Kanalwände ohne Formveränderung des Kanals und ohne übermäßige Schwächung der Wurzel
  • Formgebung zur Erleichterung und Optimierung der definitiven Füllung .

Ziele und Prinzipien der Wurzelfüllung

Bakteriendichter und dauerhafter Verschluss des Wurzelkanalsystems mit nichtresorbierbaren, randständigen, röntgensichtbaren und biokompatiblen Materialien wie Guttapercha. Das Füllmaterial soll dabei gegebenenfalls auch leicht wieder entfernbar sein.

Für eine fachgerechte Behandlung von Wurzelkanälen stehen vielfältige Techniken, zahnärztliche Handinstrumente sowie maschinell betriebene Aufbereitungsgeräte zur Verfügung.

Nach etwa einem Jahr wird eine Wurzelkanalbehandlung einer Röntgenkontrolle unterzogen, um zu prüfen, ob die apikale Periodontits vollständig abgeheilt ist. Wird die apikale Parodontitis nicht behandelt, dann kann sich eine eitrige Entzündung im Kieferknochen ausbreiten, ein apikaler Abszess oder es kann eineradikuläre Zyste daraus entstehen.
Ist die Wurzelbehandlung nicht erfolgreich, wird eine chirurgische Wurzelspitzenresektion durchgeführt.

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