Fuß tritt auf rostigen Nagel. Tetanus Gefahr
Foto: Sajee Rod/shutterstock

Tetanus (Wundstarrkrampf)

Tetanus ist eine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit. Vorbedingung für eine Infektion ist eine Verletzung. Die Wunde muss nicht groß oder offen sein, bereits sehr kleine Verletzungen können für eine Übertragung der Erreger ausreichen. Typisch für Tetanus sind u. a. starke Muskelkrämpfe. Unbehandelt nimmt die Erkrankung einen tödlichen Verlauf, aber auch unter guter medizinischer Versorgung versterben viele Patienten. Aus diesem Grund ist die Tetanus-Impfung besonders wichtig.

Zusammenfassung

Factbox – Tetanus

Tetanus: Infektionskrankheit, bei welcher bakterielle Gifte schwere Symptome und Komplikationen verursachen; führt unbehandelt zum Tod.

Erreger: Clostridium tetani (Bakterien)

Ansteckung: Über Verletzungen, verunreinigte Wunden (bereits sehr kleine Verletzungen sind ausreichend)

Symptome: Muskelkrämpfe, verzerrter Gesichtsausdruck (“Dauerlächeln“), Mundsperre, Schluckbeschwerden, starke Verkrampfung der Rückenmuskulatur, Unruhe, Reizbarkeit, Blutdruckschwankungen, Durchblutungsstörungen, Atemprobleme/respiratorische Komplikationen u. a.

Behandlung: Gründliche chirurgische Wundversorgung, Antibiotika, Gabe von Antikörpern (Immunglobuline), Maßnahmen zur Linderung der Krampfzustände und Entspannung der Muskulatur, Maßnahmen zur Freihaltung der Atemwege und Verhinderung möglicher Komplikationen (z. B. künstliche Beatmung) u. a.

Prävention: Impfung

Was ist Tetanus?

Tetanus (Wundstarrkrampf) ist eine Infektionskrankheit. Hervorgerufen wird sie durch eine Infektion mit dem Erreger Clostridium tetani. Vorbedingung für eine Infektion ist eine Verletzung, über welche Sporen des Erregers in den Körper gelangen können. Nach Eintritt in die Wunde bildet Clostridium tetani zwei Exotoxine (Giftstoffe), welche im Körper schwere Schäden anrichten; unbehandelt nimmt Wundstarrkrampft einen tödlichen Verlauf.

Tetanus ist weltweit verbreitet, wobei es teils große regionale Unterschiede gibt. In Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung und niedrigen Impfquoten erkranken und sterben nach wie vor viele Menschen an Tetanus, in Europa und Nordamerika kommt die Krankheit aufgrund umfassender Impfungen wesentlich seltener vor. Laut Schätzungen gibt es in Deutschland etwa zehn bis 15, in Österreich etwa zwei bis zehn Fälle jährlich*.

Was sind die Ursachen?

Ursache für Tetanus ist eine Infektion mit Clostridium tetani. Hierbei handelt es sich um ein anaerobes (in sauerstofffreiem Milieu lebend) sporenbildendes Stäbchenbakterium. Clostridium tetani ist allgegenwärtig, die Sporen kommen überall im Erdreich sowie im Kot von Pferden und anderen Tieren vor. Sie sind sehr widerstandsfähig gegen Desinfektionsmittel und Hitze und können unter guten Bedingungen lange Zeit überleben.

Wie wird Tetanus übertragen?

Zur Krankheit kommt es in Folge einer Wundinfektion. Die Verletzungen und Wunden müssen nicht groß oder offen sein, bereits kleinere Verletzungen bzw. kaum sichtbare Bagatellverletzungen (z. B. Einziehen eines kleinen Holzsplitters in die Haut, kleiner Schnitt) können gefährlich sein. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, an Tetanus erkrankte Menschen sind also nicht ansteckend. Die Ansteckung kann allerdings auch im Rahmen der Geburt erfolgen, wenn Kinder von unzureichend immunisierten Müttern entbunden werden und die hygienische Behandlung des Nabels unzureichend ist (neonatale Form).

Die Erreger gelangen über eine Wunde in den Körper, vermehren sich (unter anaeroben Bedingungen/Abwesenheit von Sauerstoff) und produzieren ihre Exotoxine, darunter Tetanolysin und Tetanospasmin. Tetanolysin hat eine hämolytische und vermutlich auch eine kardiotoxische Wirkung, was bedeutet, dass es die roten Blutkörperchen auflöst bzw. zerstört und womöglich auch das Herz beeinträchtigt bzw. Schäden am Herzen verursacht. Tetanospasmin löst über verschiedene Wege die für Tetanus typischen Muskelspasmen (Muskelkrämpfe) aus.

Wie lange dauert die Inkubationszeit?

Die Inkubationszeit (Zeitraum zwischen dem Eindringen der Erreger in den Körper und dem Auftreten der ersten Symptome/Ausbruch der Krankheit) ist unterschiedlich und variiert zwischen drei Tagen und drei Wochen.

Was sind die Symptome?

Bei Tetanus werden verschiedene Formen unterschieden. Am häufigsten ist die generalisierte Form. Typisch sind starke Muskelkrämpfe (Spasmen), die verschiedene Muskelpartien betreffen können. Bei einem tonischen Spasmus kommt es zu einer gleichförmigen und üblicherweise länger anhaltenden Kontraktion, bei einem klonischen Spasmus (Klonus) kommt es abwechselnd zu Kontraktionen und Entspannung der Muskelfasern, häufig in kurzer zeitlicher Folge.

Generalisierter Tetanus beginnt meistens ohne Fieber mit tonischen Krämpfen der Skelettmuskulatur. Betroffene haben einen charakteristisch verspannten Gesichtsausdruck, durch die Krämpfe scheinen sie ständig zu lächeln (ähnlich wie bei einem fixierten Lächeln, Risus sardonicus), typisch sind zudem eine Kiefer- bzw. Mundklemme – der Mund kann nicht (vollständig) oder nur unter Schmerzen geöffnet werden. Ist die Rachenmuskulatur betroffen, kommt es zu Schluckstörungen, auch ein Laryngospasmus (krampfartige reflektorische Kontraktion der Kehlkopfmuskulatur mit Verengung des Kehlkopfs und Verschluss der Stimmritze, Stimmritzenkrampf) kann vorkommen. Auch die Rückenmuskulatur ist von starken Krämpfen betroffen. Betroffene weisen eine opisthotone Körperhaltung auf, der Rücken wird überstreckt und durchgebogen, bei sehr starken Krämpfen und gleichzeitigen Spasmen der Flexoren und Extensoren kann es im Bereich der Wirbelsäule zu Frakturen (Wirbelbruch) kommen. Es können plötzliche schmerzhafte Kontraktionen ganzer Muskelgruppen (klonische Krämpfe) auftreten. Möglich sind zudem Kopfschmerzen, Schwindel, Schweißausbrüche, Blutdruckschwankungen und Durchblutungsstörungen. Im Verlauf der Krankheit kommt es zu respiratorischen (die Atmung betreffenden) Komplikationen (z. B. verengte Atemwege, Sekretstau, Entzündungen der Lunge), die zu Ateminsuffizienz führen. Ein Befall der Atemmuskulatur bedeutet akute Lebensgefahr. Unbehandelt führt Tetanus zum Tod, Todesursachen sind vor allem Atemversagen und kardiovaskuläre Komplikationen. Eine Tetanuserkrankung hinterlässt keine Immunität.

Bei der lokalen Form beschränken sich die Symptome meistens auf die Umgebung der Eintrittspforte – die Muskelkrämpfe treten also im Bereich der Eintrittsstelle der Bakterien auf. Eine lokale Tetanuserkrankung kommt selten und zumeist bei einer Teilimmunität vor (bestehender Rest-Impfschutz). In der Regel verläuft ein lokalisierter Tetanus weniger schwer als die generalisierte Form, die Prognose ist also besser als bei generalisiertem Tetanus.

Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei Tetanus auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Wie wird Tetanus diagnostiziert?

Liegt eine vollständige Grundimmunisierung vor und wurden Auffrischimpfungen fristgemäß durchgeführt, ist eine Erkrankung unwahrscheinlich. Ist dies nicht der Fall und treten in Folge einer Wundverletzung Muskelsteifigkeit und Muskelkrämpfe auf, ist eine Tetanuserkrankung wahrscheinlich. Die Diagnose wird anhand des typischen klinischen Befundes gestellt, zur weiteren Abklärung und Absicherung der Diagnose werden Tests durchgeführt, mittels welcher die Toxine im Wundmaterial oder Blutserum des Patienten nachgewiesen werden können (Toxinnachweis mittels Neutralisationstest).

Wie erfolgt die Behandlung von Tetanus?

Die Behandlung umfasst mehrere Maßnahmen, darunter die möglichst schnelle gründliche chirurgische Versorgung der Wunde und die Gabe von Antibiotika. Mittels antibiotischer Behandlung ist es nicht möglich, bereits produzierte und zirkulierende Toxine zu verringern, bestimmte Antibiotika sind jedoch gegen die Erreger und damit gegen die Quelle der Toxinbildung wirksam. Um noch nicht gebundene Toxine zu neutralisieren, wird humanes Tetanus-Immunglobulin (Antikörper) gespritzt. Weitere Behandlungsmaßnahmen konzentrieren sich auf den Erhalt vitaler Funktionen, die Behandlung der Muskelkrämpfe und Entspannung der Muskulatur und auf das Verhindern möglicher Komplikationen. Letztgenanntes beinhaltet vor allem das Freihalten der Atemwege und das Unterstützen der Atmung. Notfalls werden Patienten auch künstlich beatmet.

Impfung gegen Tetanus

Tetanus-Impfung bei Kindern

Da die Erreger in der Umwelt allgegenwärtig sind, wird die Tetanus-Impfung jedem empfohlen. Eine Tetanuserkrankung hinterlässt keine Immunität. Die Impfung stellt die einzige Möglichkeit dar, um sich wirksam gegen eine Infektion zu schützen. In Ländern mit funktionierendem Impfsystem und konsequenter Durchimpfung der Bevölkerung konnte die Zahl der Krankheitsfälle stark reduziert werden.

In Österreich ist die Impfung gegen Tetanus im kostenlosen Impfprogramm enthalten. Sie wird im Rahmen der 6-fach-Impfung im dritten, fünften und 12. (bis 14.) Lebensmonat verabreicht (Grundimmunisierung). Die Grundimmunisierung erfolgt nach dem 2+1 Schema (im ersten Lebensjahr: zweite Dosis nach zwei Monaten, dritte Dosis sechs bis 12 Monate nach der zweiten Impfung; ab vollendetem ersten Lebensjahr: zweite Dosis nach einem Monat bis zwei Monaten, dritte Dosis sechs bis 12 Monate nach der zweiten Dosis). Im Schulalter (siebtes (bis neuntes) Lebensjahr) wird die Kombinationsimpfung (Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio) wiederholt (Auffrischungsimpfung).

Tetanus-Impfung bei Erwachsenen

Nach der Grundimmunisierung und auffrischenden Impfung im Schulalter sollte bis zum vollendenden 60. Lebensjahr alle zehn Jahre eine Auffrischung erfolgen (Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio), danach alle fünf Jahre.

Bei Fragen zur Tetanus-Impfung, dem Impfschema und möglichen Nebenwirkungen ist es ratsam, sich beim praktischen Arzt oder Ärztin beraten zu lassen. Wichtige Informationen zur Tetanus-Impfung und zu anderen Schutzimpfungen sind zudem dem aktuellen österreichischen Impfplan zu entnehmen.

*Angaben variieren in der Literatur

FAQ

Tetanus ist eine gefährliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Clostridium tetani verursacht wird. Die Infektion erfolgt über Verletzungen oder verunreinigte Wunden. Tetanus führt zu schweren und schmerzhaften Muskelkrämpfen. Die Bakterien kommen weltweit vor und unbehandelt kann die Krankheit tödlich verlaufen.

Tetanus ist weltweit verbreitet, besonders in ländlichen und tropischen Gebieten, wo der Kontakt mit Erde und Tierkot häufig ist. In Entwicklungsländern ist die Inzidenz aufgrund geringerer Impfquoten und schlechterer medizinischer Versorgung höher.

Die Tetanus-Impfung sollte alle 10 Jahre aufgefrischt werden, ab dem 60.Lebensjahr alle 5 Jahre.

Ja, nach einer Verletzung, die ein hohes Risiko für Tetanus birgt, kann eine Impfung sinnvoll sein, selbst wenn die letzte Impfung weniger als 10 Jahre zurückliegt.

Ja, Tetanus kann tödlich sein. In Österreich sind viele Personen gegen Tetanus geimpft, deshalb ist Tetanus sehr selten. In Ländern mit schlechterer medizinischer Versorungen und schlechter Impfquote sterben immer noch Menschen an Tetanus.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Koch J. et al.; Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO): Änderungen und Ergänzungen, Deutsches Ärzteblatt 37/2018, Deutscher Ärzteverlag GmbH

Said A.; Ohne Impfung kann Tetanus tödlich sein, Deutsche Apotheker Zeitung 35/2016, Deutscher Apotheker Verlag

Präventivmedizin: Kinderimpfungen – ein Überblick, Universum Innere Medizin 01/2016, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Busch D. et al.; Tetanus – Grundlagen zur Diagnose, Behandlung und Prävention, Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie 1/2015, Springer Medizin Verlag

Weinberger B.; Immunseneszenz und Impfungen im Alter, Ärzte Krone 17/2014, Ärztekrone VerlagsgesmbH

Duning T., Schäbitz W.-R.; Behandlungsstrategien des Tetanus, Der Nervenarzt 2/2007, Springer Medizin Verlag

Tetanus, RKI-Ratgeber, Robert Koch-Institut,https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Tetanus.html, Stand: 03.06.2024

Aktuelle Impfpläne in Österreich: https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/Impfplan-%C3%96sterreich.html, Stand: 03.06.2024

Centers for Disease Control and Prevention (CDC)(2022): Tetanus: https://www.cdc.gov/tetanus/index.html, Stand: 03.06.2024

WHO Informationen zu Tetanus: https://www.who.int/health-topics/tetanus#tab=tab_1, Stand: 03.06.2024

https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/immunsystem/infektionskrankheiten-auf-reisen/tetanus-wundstarrkrampf.html#wie-sie-tetanus-vorbeugen-koennen, Stand: 03.06.2024

https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Tetanus-(Wundstarrkrampf).html, Stand: 03.06.2024

Das könnte Sie auch interessieren
Lichttherapie mit Tageslichtlampe

Lichttherapie: Behandlung, Wirkung und Vorteile

Die Lichttherapie hat sich in den letzten Jahren als erfolgreiche Behandlungsmethode in der Therapie von psychischen Störungen wie der Winterdepression etabliert und wird mittlerweile auch bei anderen Indikationen angewendet. Lesen Sie hier, wie die Methode funktioniert, wie wirksam sie ist, wann mit positiven Effekten zu rechne

Hand mit Tabletten (Sertralin)

Sertralin: Wie es wirkt, Nebenwirkungen und Anwendung

Sertralin ist ein Wirkstoff, der zur den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) gehört und zu den am häufigsten verschriebenen Antidepressiva zählt. Lesen Sie in diesem Artikel, was Sie bei der Einnahme beachten sollten, wie Sertralin wirkt und welche Nebenwirkungen häufig auftreten.

Frau mit Wochenbettdepression

Wochenbettdepression - Symptome, Ursachen und Behandlung

Die Geburt eines Kindes sollte Anlass für Glück und Freude sein - bleiben die positiven Emotionen jedoch aus und es stellen sich Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und überbordende Ängste ein, könnte eine Wochenbettdepression vorliegen.

Winterdepression: traurige Frau vor winterlicher Landschaft

Winterdepression - Definition, Symptome, Behandlung

Die Winterdepression ist eine Form von Depression, die in den dunklen Herbst- und Wintermonaten auftritt. Wenn die Tage ab dem Frühjahr wieder länger und heller werden, verschwindet auch die Depression wieder.