Sehnenscheidenentzündung

Sehnenscheidenentzündung - Univ.-Prof. Dr. Hugo Benito Kitzinger - Schwerpunkt: Handchirurgie Wien 1190
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Die Sehnenscheidenentzündung am speichenseitigen Handgelenk ist die "klassische" Sehnenscheidenentzündung am Arm und wird medizinisch als Tendovaginitis stenosans de Quervain bezeichnet. Im angloamerikanischen Sprachgebrauch wird die Erkanknung auch "Mummy´s thumb" genannt, da häufig junge Mütter (natürlich aber auch Väter!) betroffen sind.

Ursache
Auf Höhe des streckseitigen Handgelenks laufen die zahlreichen Strecksehnen für das Handgelenk und die Finger durch sogenannte Sehnenfächer. Bei der hier beschriebenen Erkrankung ist das 1. Strecksehnenfach betroffen, welches auf der Speichenseite des Handgelenks liegt und durch das die beiden Sehnen des kurzen Daumenstreckmuskels (Musculus extensor pollicis brevis) sowie des langen Daumenabspreizmuskels (Musculus abductor pollicis longus) ziehen. Kommt es durch eine übermäßige oder ungewohnte Beanspruchung zu einem Reiben zwischen den Sehnen und den Wänden des Sehnenfachs, entwickelt sich eine schmerzhafte Schwellung und Entzündung. Frauen sind hiervon etwa achtmal häufiger betroffen als Männer.

Beschwerden
Die Beschwerden können sowohl plötzlich über Nacht auftreten als auch sich allmählich entwickeln. Oft besteht eine schlauchförmige Schwellung auf der Speichenseite des Handgelenks direkt über dem betroffenen Sehnenfach. Viele Alltagsbewegungen der Hand und insbesondere das Abspreizen und Strecken sowie das Beugen des Daumens verursachen Schmerzen.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Beschwerdeschilderung durch den Patienten ist häufig recht typisch. Bei der Untersuchung ist der Bereich über dem 1. Strecksehnenfach druckempfindlich. Besonders hinweisend auf die Erkrankung sind Schmerzen beim sogenannten Finkelsteintest. Hierbei wird der Daumen in die Handfläche des Patienten hinein gebeugt und eine ruckhafte Bewegung des Handgelenks in Richtung Elle durchgeführt. Während diese Bewegung bei Gesunden kaum Beschwerden hervorruft, ist sie für die betroffenen Patienten in der Regel unangenehm. Bestätigt wird die Diagnose durch eine hochauflösende Ultraschalluntersuchung, die direkt in der Ordination im Rahmen der Erstvorstellung durchgeführt wird.

Behandlung
Dauern die Beschwerden noch nicht lange an, wird zunächst ein konservativer Therapieversuch unternommen. Wissenschaftlich unterstützt ist vor allem die einmalige Injektion von Kortison in das 1. Strecksehnenfach. Da das Kortison sowohl eine abschwellende wie auch antientzündliche Wirkung besitzt, kann der Reizzustand im 1. Strecksehnenfach im Idealfall vollständig abklingen. Um das Kortison genau an die betroffene Stelle zu spritzen, erfolgt die Injektion unter Ultraschallkontrolle. Somit können auch mögliche unerwünschte Nebenwirkungen minimiert werden. Zeitgleich sollte der Daumen geschont und Verhaltensänderungen begonnen werden. Kommt es darunter nicht zu einer Beschwerdefreiheit, wird eine Operation notwendig.

Die Operation kann entweder ambulant im Eingriffsraum der Ordination oder tagesklinisch im Privatspital Rudolfinerhaus Wien durchgeführt werden. Aufgrund des nur ca. 1,5 cm langen Hautschnittes und der kurzen Operationszeit sind keine Voruntersuchungen (interne Freigabe) notwendig. Die Operation wird schonend und schmerzfrei in einer speziellen örtlichen Betäubung (Wide Awake Verfahren) durchgeführt, durch die man auch auf die häufig unangenehme Blutsperre am Oberarm verzichten kann. Sollte der Eingriff im Spital durchgeführt werden, besteht zusätzlich die Möglichkeit eines Dämmerschlafs. Bei der Operation wird über den kurzen Hautschnitt das Sehnenfach in seiner Länge gespalten. Dabei muss besonders auf einen oberflächlichen Hautnerven geachtet werden, der im Bereich des Operationsgebietes verläuft. Nachdem das problemlose Gleiten der Sehnen überprüft wurde, wird die Operationswunde mit einem selbstauflösenden Faden verschlossen. Am Ende der Operation legen wir einen dünnen Schutzverband an. Die Hand soll aber nach der Operation sofort wieder für Alltagstätigkeiten eingesetzt, schwere Belastungen aber noch für drei Wochen vermieden werden.


Wide Awake Verfahren

Die Operation wird von mir nach dem Wide Awake Verfahren durchgeführt, einer besonderen Form der örtlichen Betäubung. Vor Anwendung des Wide Awake Verfahrens erfolgte die Operation unter Anlage einer Druckmanschette am Oberarm. Diese stellte sicher, dass blutungsfrei operiert werden kann, gleichzeitig bedeutete diese Blutsperre für Patienten jedoch einen schmerzhaften Druck im Bereich des Arms.

Wide Awake bedeutet, dass dem örtlichen Betäubungsmittel ein Medikament zugesetzt wird, wodurch die Blutgefäße vorübergehend (für einige Stunden) verengt werden. Auf diese Weise habe ich als Handchirurg während des Eingriffs uneingeschränkte Sicht auf alle wichtigen Strukturen, gleichzeitig verspüren Patienten keinen unangenehmen Druck im Bereich des Arms und können die Operation schmerzfrei und entspannt erleben.

Der Eingriff wird dadurch schonender und körperlich weniger belastend. Hinzu kommt, dass die Finger trotz Schmerzausschaltung bei Aufforderung vom Patienten bewegt werden können, was den Vorteil hat, dass wir noch während der Operation feststellen können ob alles so läuft wie es soll und ob das gewünschte Resultat erreicht wurde.

Bei Fragen zur Behandlung der Sehnenscheidenentzündung bin ich gerne für Sie da.

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